01.08.2011

Von Boettichers Märchenstunde

Meistens beginnen Märchen ja mit den Worten: „Es war einmal…“ So auch dasjenige, das der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Christian von Boetticher nun seinen Parteifreunden über die wundersame Schneidung der Wahlkreise im Land zwischen den Meeren erzählt hat.

Zur Erinnerung: Vor einigen Wochen hatten die CDU-Mitglieder in Ostholstein Dr. von Boetticher eingeladen. Er sollte der zu Recht aufgebrachten Versammlung erklären, warum im Wahlkreisausschuss mit der Mehrheit von CDU, FDP, SSW und Landeswahlleiterin ein so merkwürdiges Ergebnis zustande gekommen war. Leider musste der Chef absagen; dringende Geschäfte hielten ihn ab, ließ er mitteilen.

Dumm nur: Ausgerechnet an diesem Abend, an dem die CDU Mitglieder in Ostholstein dann ohne den Chef beieinander saßen, versetzte eine Mondfinsternis von Boetticher in solches Entzücken, dass er dies auch über Facebook aller Welt berichtete. Aller Welt – und den CDU Mitgliedern in Ostholstein, die sich mit realer Politik herumschlagen mussten, derweil der Chef verzückt irgendwo mit einem Glas Champus in der Hand in den Mond schaute. Genau dahin – eben auf den Mond – mag mancher Sitzungsteilnehmer in diesem Moment den Spitzenkandidaten wohl gewünscht haben.

Aber das war nur die Vorgeschichte. „Dumm gelaufen“, sagte sich der Chef, aber doch ganz einfach zu erklären! Da saßen doch auch noch 2 Sozis im 11-köpfigen Wahlkreisausschuss! Wunderbar! Nun traf sich von Boetticher Mitte Juli mit den erbosten Parteifreunden aus Ostholstein, um die Sache aufzuklären... Und alle sind zufrieden. Auch der Kreisvorsitzende Gädechens, wie er den LN berichtete. Denn die Wahrheit über den misslungenen Zuschnitt der Wahlkreise, der Teile von Ostholstein an Plön verkauft und Lübeck mit anderen Teilen Ostholsteins verschmelzt, ist nun endlich aus dem Sack: Die Sozis waren es! Warum kommen wir da jetzt erst drauf?! Es waren gar nicht die Mitglieder der CDU, der FDP und des SSW samt Wahlleiterin mit ihren 7 von 11 Stimmen, die diesen Beschluss gefasst haben. Nein, es war die böse SPD mit ihren zwei Sitzen, die dafür gesorgt hat, dass dieses Ergebnis zustande kam. Na denn…

Man hätte sich wieder vertragen, sagt Kreisvorsitzender Gädechens, denn das mit der SPD hätte man so ja gar nicht gewusst. (Dem geneigten Leser sei geraten: Versuchen Sie dieses Zahlenspiel nicht nachzuvollziehen, der Zahlenraum zwischen 1 und 11 ist voller Tücken!)

Und die Sache mit dem Mond? Na ja, man kann ja mal etwas zu tief in den Mond blicken, oder? Wie heißt es am Ende eines Märchens doch immer: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Mancher als Frosch, aber bitte nicht als König.

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